Unsere TESE bei Prof. Dr. W. Schulze

Unsere TESE war am letzten Freitag, also vor 4 Tagen. Wir hatten uns Urlaub genommen, da wir bereits am Donnerstag vormittag zu einer Vorbesprechung in Hamburg sein sollten. Donnerstag morgen um 9 trafen wir am Hamburger Flughafen ein, der erste Weg führte uns ins UKE zu Prof. Schulze. Hier mussten wir erst mal eine ganze Weile warten, das Vorgespräch wurde von Dr. Ohnemus geführt, auch ein sehr sympatischer junger Mann. Wir sollten am Freitag um 7 Uhr wieder im UKE sein, unbefrühstückt.

Technorati Tags: ,

Auch an diesem Donnerstag waren wir noch sehr entspannt. Nach dem Vorgespräch gingen wir in unser Hotel, lieferten unsere Sachen in unserem Zimemr ab und machten uns anschließend auf den Weg in die Speicherstadt. Wir waren bereits einmal im Miniaturwunderland, ich hatte meinem Schatz mal Karten zum Valentinstag geschenkt. Jetzt sollte endlich der Skandinavien-Teil fertig gestellt sein. Leider funktionieren die ferngesteuerten Schiffe noch nicht. Aber sonst war es wie immer sehr beeindruckend und unterhaltsam.

Auf dem Rückweg von der Speicherstadt zur U-Bahn fing es plötzlich ganz stark an zu regnen. Trotzdem brach die Sonne mit voller Kraft durch und ein wunderschöner Regenbogen spannte sich über uns auf. Wir sahen es als gutes Zeichen, bleiben stehen und küssten uns. Was sollte bei so viel Glück schon schief gehen?

Den Abend verbrachten wir mit einer Freundin, die uns gut ablenkte (Danke Anja!), auch wenn wir wohl ab und zu etwas unkonzentriert waren. Wir gönnten uns leckeres mexikanisches Essen, bis 10 Uhr war das Essen für meinen Schatz ja schließlich noch erlaubt. Pünktlich um 10 kam dann auch der Nachtisch – mehrere Portionen Eis ;o)

Wieder im Hotel sind wir sehr schnell eingeschlafen, dennoch war es eine unruhige Nacht. Man merkte, wie stark unser Unterbewusstsein arbeitete. Immer wieder wurde einer wach, und der andere dann auch gleich mit. 6 Uhr klingelte der Wecker, 7 Uhr waren wir in der Station der Tagesklinik. Ein Paar (auch aus Bayern) war bereits da, ein anderes wurde noch erwartet. Die nette Schwester Ruth zeigte uns das Zimmer, gab den Männern das OP Hemdchen und schickte die Frauen vor die Tür.

Ich unterhielt mich kurz mit der Frau aus Bayern, das andere Paar war immer noch nicht da. Als dieses kam, wurde der Mann gleich mit in das Zimmer zu den anderen beiden Männern gesteckt und Schwester Ruth erklärte uns Frauen den Ablauf. Erst kam das andere Paar aus Bayern dran (der Mann wollte die Klinik direkt nach der OP verlassen – was er dann auch tat), dann das Paar aus dem Hamburger Raum und zum Schluss wir. Ich fand die Aufteilung nicht so toll, zumal sie schon wieder Zweifel in mir schürte. Warum wir zuletzt? Befürchtete der Prof., dass er bei uns länger suchen müsste?

Dann durften wir wieder zu den Männern, die bereits ihre „Scheißegal“ Pillen zugeteilt bekommen hatten und der erste wurde auch kurz darauf in den OP gebracht. Nur eine viertel Stunde später wurde auch der zweite abgeholt, nun waren wir alleine in dem Zimmer – ziemlich lange, wie uns vorkam. Ich glaub, so gegen 9 wurde dann auch mein Schatz abgeholt. Ich begleitete ihn noch bis zum OP, so weit wie ich durfte und dann nahmen wir gleich noch den Mann aus Bayern mit zurück in das Aufenthaltszimmer. Er wirkte total aufgedreht, er und seine Frau haben die Klinik tatsächlich innerhalb kürzester Zeit verlassen. Schwester Ruth meinte, dass wäre hier noch nie vorgekommen. Die Frau kam später noch mal wieder, um nach dem Ergebnis zu fragen. Ich weiß aber nicht, wie es bei den beiden gelaufen ist.

Während mein Schatz im OP war, ging ich frühstücken. Ich musste etwas tun, dass mich ablenkte. Schwester Ruth empfahl mir ein sehr nettes Cafe. Auf dem Rückweg kaufte ich Frühstück für meinen Schatz ein, stieg unten in der Tagesklinik in den Aufzug, der eine Etage später gleich wieder anhielt und Schwester Ruth schob meinen frisch operierten Schatz in den Aufzug. Das nenn ich Timing! Allerdings ging es schon da meinem Schatz nicht so prächtig, er hatte Schmerzen.

Die Wartezeit überbrückten wir mit einer mehr oder weniger zwanglosen Plauderei mit dem Paar aus der Hamburger Umgebung. 11:30 kam Schulze mit den Ergebnissen, ich kam gerade von der Toilette weider, als er bereits im Zimmer stand. Ich ging auf ihn zu, gab ihm die Hand und sah schon an seinem Blick, dass er nichts gefunden hatte. Er schüttelte nur leise dern Kopf und sagte: „Es tut mit leid, bei ihnen hab ich leider nichts gefunden.“ Ich weiß gar nicht, ob er das vor meinem Eintreffen bereits meinem Schatz mitgeteilt hatte.

Schulze meinte nur leise, er ginge jetzt erst mal zu dem anderen Paar und kommt dann noch mal zu uns. So hatten wir ein paar Minuten für uns. Ich war in diesem Moment unglaublich klar im Kopf und wusste, jetzt muss ich stark sein. Das war ich dann auch, ich hab meinen Schatz getröstet und irgendwie haben wir das ganze erst mal ziemlich emotionslos hingenommen. Im bayrischen sagt man: Mei, das issa so! Wozu sich darüber aufregen? Man kann es ja nun nicht mehr ändern. Was mir da durch den Kopf ging, weiß ich irgendwie gar nicht mehr, ich glaube, da war nur Leere.

Schulze kam dann zu uns zurück. Ich hatte gar nicht mitbekommen, was er zu dem anderen Paar sagte. Aber es muss eine positive Nachricht gewesen sein, das spürte ich irgendwie. Schulze tat es unglaublich leid, uns diese Nachricht zu überbringen. Er hatte 18 Proben entnommen, die meisten bereits vor Ort erfolglos durchsucht, den Rest wollten sie jetzt noch aufbereiten und eine geht letztendlich an einen Molekularbiologen. Er machte uns aber keinerlei Hoffnung, dass dabei noch irgendetwas Positives herauskommt. Offensichtlich handelte es sich um einen angeborenen Defekt, scheinbar hat es nie fruchtbares Gewebe gegeben, auch keine „Oasen“. Nach Schulzes Meinung gab es bereits eine Fehlentwicklung in der 10. Schangerschaftswoche, also noch im Bauch seiner Mutter.

Wir beide lächelten Schulze tapfer an, machten Scherze und versuchten fast ihn zu trösten, da er immer wieder beteuerte, wie sehr es ihm leid tut. Schulze ging dann erst mal mit dem Versprechen, später wieder bei uns vorbei zu schauen. Ich saß dann am Bett von meinem Schatz und wir unterhielten uns, als sei nichts geschehen, schon über das Thema, aber ohne Emotionen. Ich gab meinem Schatz sein Frühstück und umsorgte ihn. Mit dem anderen Paar hatten wir ab diesem Moment keinen Kontakt mehr. Sie vermieden es, uns in die Augen zu sehen. Irgendwie war es ihnen unangenehm und irgendwie fand ich das komisch. Aber vielleicht ist das auch normal so.

Schulze kam dann wieder, entließ das andere Paar, während mein Schatz zunehmend Schmerzen hatte. Schulze versuchte uns zu trösten, in dem der möglichst viele Informationen an uns weiter gab. Irgendwie hatte er gespürt, dass wir zwei Menschen sind, die alles ganz genau wissen wollen. Dann ging er, um eine Schmerzspritze für meinen Schatz zu besorgen. Nun waren wir erst mal allein auf dem Zimmer. Aber es dauerte bestimmt noch eine Stunde, bevor wir weinen konnten. Schwester Ruth und Prof. Schulze schauten regelmäßig nach uns, versuchten uns zu trösten, ohne aufdringlich zu sein. Wir bleiben fast bis zur Schließzeit der Tagesklinik. Mit Hilfe der Schmerzspritze kamen wir dann halbwegs gut ins Hotel zurück.

Den restlichen Freitag und den Samstag blieben wir im Bett. Ich verließ das Zimmer nur, um etwas zu essen zu besorgen, und Eis zum Kühlen für „John Wayne“. Wir haben nicht viel geweint, wir haben schnell den Blick nach vorn gesucht. Noch am Freitag Abend haben wir unsere Eltern informiert. Das waren noch mal emotionale Momente. Mein Schatz hat auch heute noch Schmerzen, aber es wird besser. Er sagt immer, der Schmerz im Herzen ist größer. Wenn er das sagt, muss ich weinen.

~konny

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert